von Ingetraud Lippmann | Wir hatten einen Volksempfänger in Königsberg, wie fast alle Menschen. Ich erinnere mich, dass unser Radio den ganzen Tag lief. Dabei wunderte ich mich, als ich klein war, dass der Mann darin Platz hatte, der aus dem mit Stoff bespannten Loch sprach. Es wurde viel Musik gespielt, und zwischendurch kamen Sondermeldungen, denn es war Krieg.
Nach unserer Flucht überraschte uns meine Mutter mit einem niedlichen kleinen Radio um die Weihnachtszeit, das sie von ihrem verdienten Geld gespart hatte. Obwohl es viele Neider gab, saß unser Zimmer am Sonntag immer voller Kinder vom Hof, und wir hörten die Just–Scheu-Sendung. Meine Tante zeigte mir erste Tanzschritte bei flotter Musik auf unserem Balkon.
Als ich in Hamburg anfing, konnte ich nur mal Radio hören, wenn ich bei Onkel und Tante war. Es dauerte bis 1959, bis ich mir ein Transistorradio von meinem Schwesterngehalt leisten konnte, von Quelle.
1964 haben wir geheiratet, und unser zweites Möbelstück war ein Radio. Wann immer es ging, hörte ich Musik. Das war schon immer so.
Meine Schwiegereltern hatten bald einen Schwarz-Weiß-Fernseher mit Dackelbeinen und Türen zum Verschließen. Abends saßen wir manchmal zusammen und haben uns besondere Sendungen angesehen. Es hieß oft, man sollte nicht zu lange sehen, denn das würde den Augen schaden.
Nach unserem Umzug kauften wir uns einen eigenen Fernsehapparat. Bald, etwa 1968, kamen Farbgeräte auf den Markt. Weil die sehr teuer waren, mussten wir lange sparen, bis wir uns einen kaufen konnten. Obwohl ich immer in der richtigen Entfernung davor gesessen hatte, bekam ich Augenbrennen. Mein Augenarzt gab mir gute Tropfen und sagte, dass sich alle erst an das Neue gewöhnen müssten.
Autorin: Ingetraud Lippman