von Carsten Stern | Heute kommen ja noch ab und zu Zeugen Jehovas oder der Arbeiter-Samariter-Bund oder Zeitschriftenwerber oder ähnliche Menschen, um an der Haustür etwas anzubieten. Früher, da gab es noch Scherenschleifer.
Ich erinnere mich an meine Zeit in Bochum – um 1960. Einmal im Monat kam ein Mann mit einem fahrbaren Gestell angeschoben, und rief laut: „Der Scherenschleifer ist daa!“ Und erstaunlicherweise hatte meine Mutter immer etwas zu schleifen, tatsächlich Scheren oder eben ein Brotmesser, das mal wieder etwas schärfer gemacht werden konnte. Es war wohl ganz normal, dass man solchen Dienst in Anspruch nahm.
Ich habe „irgendwie“ im Kopf, dass das ein Zigeuner war. Aber Zigeuner verdienen sich eben damit ihr Geld.
Er hatte einen großen Wetzstein und die zu schärfende Seite wurde mal von dieser Seite, mal von der anderes Seite, oft etwas schräg an den kreisenden Stein gehalten. Der Stein war genässt, und hinterher schnitt das Teil wirklich sehr viel besser. Ich kann mich nicht erinnern, dass man so etwas selbst machen konnte oder dass es irgendwo einen Laden gegeben hätte, in dem man „Schleifen“ hätte machen lassen können. Eine Marktlücke also.
Autor: Carsten Stern