So erlebte ich Gomorrha

von Günter Lübcke | 80 Jahre ist es her, dass die Briten Hamburg bombardierten und tagelang nie dagewesenes Grauen verbreiteten. 35.000 Tote, ca. 750.000 Obdachlose.

Da ich mit meiner Mutter und meinen beiden jüngeren Brüdern (11 und 8 Jahre) in Berne, am Stadtrand von Hamburg, wohnte, sind wir von Bomben verschont geblieben. Einmal bei den Angriffen haben wir in Berne unter den Bomben gelitten.

Ein Glück, dass unsere Mutter uns bei Fliegeralarm aus den Betten holte (viele standen nicht auf, „es passiert schon nichts in unserer Siedlung“) sie nahm uns mit in einen Raum neben der Brandmauer, es sollte der sicherste im Siedlungshaus sein. Einmal fielen doch Bomben in die Siedlung. Es muss ein angeschossenes Flugzeug gewesen sein, das sich von seinen Bomben trennte. Es waren zwei Luftminen, die vier Häuser zerstörten, sowie Stabbrandbomben, die in unserer Nähe einschlugen, viele steckten in der Straße und den Gärten. Drei Stabbrandbomben trafen unsere Haushälfte, eine fiel in mein Bett, eine in das Schlafzimmer meiner Mutter, sowie eine auf die Terrasse. (Die Stabbrandbombe war sechseckig, ca.75cm lang und ca. 1,7 kg schwer).

Tagelang war der Himmel dunkel, die Sonne schien wie der Mond, in unserem Garten landeten verkohlte Papierreste. Auf der Straße von Hamburg kommend, zogen Ausgebombte mit ihrer restlichen Habe, einige mit Karren, zu Freunden und Verwandten. Zu uns kamen auch sechs Verwandte, drei davon wohnten bis Ende des Krieges bei uns.

Autor: Günter Lübcke