von Waltraut Ullmann | Meine Eltern sowie meine beiden jüngeren Schwestern und ich wohnten in Kirchdorf in einem halben Siedlungshaus. Wir hatten 1000 qm Land dabei.
Mein Vater war bis Juli 1945 in Grömitz bei den Engländern in Kriegsgefangenschaft. Er hat dann,, als er wieder zu Hause war, den Blumengarten zu einem Gemüse-, Kartoffel- und Tabakpflanzengarten umgestaltet, um Essbares (und Rauchbares) zu haben und nicht zu hungern. Lebensmittel bekam man nur mit Lebensmittelkarten, die es noch bis 1948 gab.
Von 1945-1949 war mein Vater in einer Farbenfabrik als Kraftfahrer angestellt und hat natürlich auch etwas kompensiert, z.B. Farben gegen Esswaren. Eines Tages kam er mit einem lebenden Schwein nach Hause. Das durfte man auf gar keinen Fall, man hätte es melden müssen. Es gab ständig Viehzählungen.
So stand auch eines Tages der Viehzähler bei uns vor der Tür. Wohin also mit dem Schwein? Unter dem Haus war nur ein Kriechkeller von ca. 1 m Höhe. Ganz schnell wurde das Schwein in den Keller gebracht und meine Schwester und ich mussten ihm die Schnauze zuhalten, damit man das Grunzen nicht hören konnte. Wir hatten Glück und der Viehzähler ging wieder, ohne uns entdeckt zu haben.
Auch Kaninchen und Hühner zählten zu unserem Besitz. Auf die hat der Viehzähler aber nicht so geachtet. Einen Teil der Eier, die die Hühner legten, brachte ich immer nach Hamburg zu einer Familie in der Rentzelstraße. Dafür erhielt ich dann pro Stück 10 Mark.
Wir hatten auch Obst, da wir dieses auf den Wiesen bei den Bauern in Moorwerder aufsammeln durften. Außerdem haben wir für die Bauern aus Moorwerder von den grünen Bohnen, die in Zentnersäcken geliefert wurden, die Enden abgeschnitten. Wir drei Kinder mussten alle dabei helfen. Die Säcke mit den geputzten Bohnen wurden dann wieder von den Bauern abgeholt und meine Mutter wurde dafür entlohnt.
So kamen wir einigermaßen gut durch die harte Nachkriegszeit.
Autorin: Waltraut Ullmann