von Claus Günther | Es ist noch gar nicht so lange her, dass wir alle einen Kohlenkeller hatten. Dort lagerten Kohlen, Koks, Briketts und Holz. Kaum jemand kannte den Begriff ‚Umweltverschmutzung‘. Ob Ofen oder Herd: Geheizt und gekocht wurde mit der Feuerung aus dem Keller; Kohlenschütte und Schaufel standen bereit. Alles wurde mühsam hochgeschleppt, die Asche kam später in den Ascheimer.
Die Winter waren damals erheblich kälter als heute, doch geheizt wurde meist nur das Wohnzimmer. Auch aus Kostengründen!
1955 haben meine Frau und ich geheiratet (inzwischen hatten wir „Eiserne“). Meine Schwiegereltern bekamen damals als ausgebombte Butenhamburger eine Wohnung in Hamburg, und so zogen wir in das Behelfsheim in Holm-Seppensen, das sie bis dahin bewohnt hatten. Küchenherd, mit Holz beheizt, Plumpsklo auf dem Hof. Nach frostklaren Nächten glitzerten morgens oftmals Eiskristalle an den Innenwänden unserer Behausung.
Wie waren wir froh, als auch wir 1957 in Hamburg eine Wohnung bekamen – und sogar mit Heizung! Es gab „richtige“ Heizkörper, und geheizt wurde zentral, von der Küche aus. Das war eine so genannte Narag-Heizung. Der Name geht zurück auf die Nationale Radiator Gesellschaft, Berlin. Dies war, wie ein Ingenieur 1923 (!) sinngemäß schrieb, an Modernität kaum zu überbieten, denn sie wurde mit Koks beheizt, und „Koks unterliegt nicht der Zwangswirtschaft.“
So weit, so gut, theoretisch. Wir waren damals beide berufstätig; meine Frau musste früher aus dem Haus. Also machte ich „Feuer an“, mit Papier und Holz. Der Ofen war gut mit Koks gefüllt, und natürlich wartete ich ab, bis die ersten Koksstücke zu glühen begannen. Dann verließ ich die Wohnung – durchaus im Glauben, dass sie durchgewärmt war, wenn meine Frau nach Hause kam.
Das war leider ein Trugschluss, meistens. Die Wohnung war nach Feierabend häufig kalt, ich musste den ganzen Koks ausräumen und das Feuer neu entfachen. Richtig warm wurde es erst, wenn wir ins Bett gingen. Woran lag das? War ich zu ungeschickt? Hing es von der Windrichtung ab? Ich habe es nicht herausgefunden. Vermutlich hätte der Rauchabzug gereinigt werden müssen.
Was haben wir doch für ein Glück, heutzutage, mit unserer Gas- oder Ölheizung in jedem Zimmer!
Einfach die Heizung aufdrehen, fertig. Und wehe, sie springt nicht an!
Autor: Claus Günther