von Günter Lübcke | Mein erster Schultag war im Jahr 1936, ich wurde in die Berner Volksschule in der Lienaustraße eingeschult.
Die Schule war 1929 eröffnet worden und eine der ersten Schulen, in der Mädchen und Jungen gemeinsam unterrichtet wurden. Wir waren ca. 40 Schülerinnen und Schüler in meiner Klasse.
Zu Beginn meiner Schulzeit 1936 war es üblich, dass am Ferienanfang sowie am Ferienende alle Klassen auf dem Dachgarten über der Turnhalle antreten mussten, wo dann das Deutschlandlied und ein Nazilied, ich glaube „Die Fahne hoch“, gesungen wurden.
Der Hausmeister (Herr S.) war ein strammer Nazi. (Unsere Schulleiter waren Herr Kirchhoff bzw. Herr Schneehage.)
Meine Klassenreisen, die von einem Vater (Walter Messmer) eines Klassenkameraden gefilmt wurden, haben mir gut gefallen, ganz im Gegensatz zu meinem Schulbesuch. Mein Klassenlehrer (Willi Frasch) und ich hatten Kontaktschwierigkeiten.
Die erste Klassenreise war 1938 auf die Insel Wangerooge in den Westturm (Jugendherberge), die zweite Reise ging 1939 an die Ostsee, nach Klingberg in die Jugendherberge.
Von April 1941 bis Mai 1942 kam ich im Rahmen der Kinderlandverschickung nach Landshut in Bayern.
Ich hatte das Glück, dass ich die 4. Klasse wiederholen musste, da alle Kinder bis zur 4. Klasse privat untergebracht wurden. So landete ich nicht in einem KLV-Lager, sondern bei der Familie Paringer in Adlkofen bei Landshut. Dort wurde ich in einer Dorfschule mit zwei Klassen, die je vier Jahrgänge hatten, unterrichtet. Es hat mir in Adlkofen gut gefallen, auch schulisch. Ich wurde selbstsicherer und selbstbewusster.
Da mein Stiefvater Anfang 1942 an Tbc starb, musste ich wieder zurück nach Hamburg.
Bei meiner Rückkehr hatte ich eine Erkenntnis: Die „Welt“ ist gar nicht so, wie ich sie kenne. In Adlkofen hatte ich in der Schule erzählt, in Hamburg gebe es keine Pulte in der Klasse mehr, nur Tische und Stühle. Außerdem würde der Rohrstock in Hamburg nicht mehr zur Erziehung eingesetzt. Welch ein Irrtum! In den älteren Nachbarvolksschulen war es anders als in Berne.
Meine neue Klassenlehrerin war Frau Lau. Abgesehen von dem Fliegeralarm, der den Schulunterricht häufig unterbrach, gefiel mir die Schulzeit. Nach der Rückkehr aus Bayern bin ich tatsächlich gerne zur Schule gegangen.
Autor: Günter Lübcke