von Walter Schmidt | Anlass meines Besuches war die Jahreshauptversammlung des „Ärztlichen Arbeitskreises Rauchen und Gesundheit“ am 26. Oktober 1991 in Erfurt. Ich bin seit 1972 Mitglied in diesem Verein.
Ich war am Vortag angereist und hatte mir vom Fremdenverkehrsamt (erfurt-information) ein Privatzimmer vermitteln lassen. Mir wurde auch gesagt, von wo ich welchen Bus nehmen müsse, um zu diesem Quartier zu kommen. Als ich in den Bus eingestiegen war, wollte ich einen Fahrschein kaufen, so wie ich es aus Hamburg kannte. Doch der Busfahrer verkaufte keine Fahrscheine. Mir wurde gesagt, dass ich diesen in der erfurt-information hätte kaufen müssen. Dort hatte man mir von dieser seltsamen Regelung aber nichts gesagt. Nun war ich ziemlich ratlos, und das bekamen auch andere Fahrgäste mit. Ein Fahrgast war dann bereit, mir einen seiner Fahrscheine zu verkaufen (für 60 Pfennige). Damit war das Problem gelöst. Aber geärgert habe ich mich doch, dass man mich zum Bus geschickt hat, ohne mir zu sagen, dass es im Bus gar keine Fahrscheine gibt.
Mein Quartier war ein Zimmer in einem Einfamilienhaus. Es war sehr bescheiden, aber ich wollte dort ja auch nur schlafen. Ich hatte den Eindruck, dass in dem Haus wohl seit der Vorkriegszeit nichts mehr gemacht worden war. Doch das morgendliche Frühstück war sehr gut. Für eine Übernachtung habe ich 20 Mark bezahlt und für ein Frühstück 3 Mark.
Mein Eindruck von Erfurt war aber nicht sehr gut. Vieles sah noch ziemlich renovierungsbedürftig aus. Doch es wurde an Häusern und Straßen gebaut, denn Erfurt bereitete sich vor auf das 1250-jährige Stadtjubiläum im Jahr 1992. Was sehr auffiel war, dass die Stadt geradezu überschwemmt war mit vielen nagelneuen Zigarettenautomaten. Augenscheinlich hatte sich die westdeutsche Tabakindustrie auf die Stadt gestürzt wie die Geier auf das Aas.
Zu Mittag gegessen haben wir im „Restaurant im Gildehaus“. Dort fanden wir zu unserer Überraschung sogar einen Speiseraum nur für Nichtraucher. So etwas gab es Hamburg noch lange nicht.
Wieso ich mich noch an den Namen des Restaurants erinnere? Nun, ich habe mir damals zur Erinnerung meine Tischserviette mitgenommen, und da steht es drauf.
Russische Soldaten sah man in der Stadt nicht – nur am Bahnhof liefen einige herum. Am nächsten Tag haben wir noch einen Rundgang durch die Stadt gemacht und sind dann nach dem Mittagessen wieder nach Hause gefahren.
Autor: Walter Schmidt