von Harald Schmidt | Ich bin Jahrgang 1946 und wohnte, bis 1967, mit Eltern und Opa in einer ca. 51m² großen 2-Zimmer-Wohnung in Barmbek-Süd. Auch meine Mutter musste rechnen, um mit dem nicht üppigen Haushaltsgeld auszukommen.
Zu der Zeit war mein Vater Straßenbahnfahrer bei der HHA. Das bedeutete Schichtdienst, auch am Wochenende. Opa musste sonnabends einen halben Tag arbeiten (bis 1957 galt die 45-Stundenwoche) und bekam kein Mittagessen in der Kantine. Er kam regelmäßig gegen halb 2 nach Hause. Und ich? 3 Stunden hatten wir am Sonnabend Unterricht. Ich kam gegen 11 Uhr. Diese Schulregelung bestand in Hamburg bis 1969 oder 1970.
Meine Mutter musste sich für diesen Tag einiges einfallen lassen. So gab es Gerichte wie Kartoffelmus oder Bratkartoffeln mit Hering in Gelee (Fotos: Harald Schmidt).
Es gab zwei Sorten – Standard und höherpreisig mit einer Scheibe Ei mit goldgelbem Dotter unter dem Gelee auf dem Fisch. Sah sehr attraktiv aus. Ob die eine Scheibe Ei den höheren Preis rechtfertigte, bezweifle ich heute. Der Appetit auf diesen „Luxus“ bestand jedoch.
Wenn mir dieser Wunsch ab und zu einmal erfüllt wurde, genoss ich den Leckerbissen.
Meine Vorliebe für Majonäse führte zu einem weiteren „Luxus“.
Wenn wir zu meiner Tante nach Blankenese fuhren, gab es zum Abendessen für mich ganz allein immer eine Tube „guter Majonäse“. Brot mit Butter bestreichen und dann die Majonäse in engen Kurven darauf verteilt –das war „Luxus“ pur.
Autor: Harald Schmidt