Fotos und Texte
Die Fotos und Texte sind in verschiedenen Aktionen im Rahmen des Lieblingsorte-Projekts entstanden: Bei einem gemeinsamen Foto-Spaziergang hat eine ausflugsfreudige Gruppe neue Lieblingsplätze gesucht und gefunden. Die Teilnehmer*innen unserer mehrtägigen Schreibwerkstatt konnten ihre Lieblingsorte nicht nur in Bildern, sondern auch in Texten einfangen. Und die Fotogruppe Großlohe hat das Thema im Rahmen ihrer Kreativtreffen bearbeitet und umgesetzt.
Wir danken allen Fotograf*innen, die uns ihre Bilder und Texte zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt haben.
An diesem Projekt haben sich der Senior*innentreff im ReeWie-Haus Eidelstedt und die Fotogruppe Großlohe im Treffpunkt Großlohe beteiligt.
Horst Sönksen
Naturschutzgebiet Höltigbaum
Die Winterzeit im Naturschutzgebiet Höltigbaum ist etwas Besonderes. Die manchmal bereiften bzw. schneebedeckten Wiesen mit dem winterlichen Baum- und Buschbestand strahlen eine besondere Atmosphäre aus. Dabei spielt auch das Licht eine gewisse Rolle. Eine in der Nähe befindliche Bank lädt dann zum Herunterkommen ein.
Birgit Martens
Hamburger Rathaus
Mein Lieblingsort in Hamburg? Der Innenhof des Rathauses. Ein Ort der Ruhe in der hektischen Innenstadt.
Spatzija Eickhoff
Hohenfelde, Ostsee
Es gibt nichts Schöneres als den Sonnenauf- und Sonnenuntergang von dieser Stelle aus zu sehen!
Camila de Souza-Kuhn
Landungsbrücken
Mein Lieblingsplatz in Hamburg ist die Elphi. Ich liebe, dass es dort so viel Vielfalt in allen Aspekten gibt – beim Publikum sowie bei den auftretenden Künstler*innen. Ihre besondere Architektur gibt mir ein Gefühl des Daheimseins, von wo aus auch immer ich sie sehe.
Nasim Ebrahimi
Alster
Ich lebe seit einigen Jahren in Hamburg und mag diesen Platz an der Alster sehr. Das Wasser und die kleinen Boote sind für mich typisch hamburgisch.
Daniela Santema
Wedeler Au
Zwischenmoment
Gerade eben noch:
Klebrige Luft legt sich auf meine Haut.
Eine Frau zwängt sich neben mich, in unfreiwilliger Nähe.
Gespräche kreuzen und queren den Raum – nichts hören, ist keine Option.
Und immerzu das Rattern der Räder.
Was mich schon gleich umfangen wird:
Der ewige Kampf mit dem Haushalt,
Mahlzeiten, die zubereitet werden wollen,
die geliebten Kinder mit all ihren kleinen und großen Anliegen.
Bis zum Abend wird es tausend Handschläge brauchen
und unendlich viele Worte.
Aber jetzt noch nicht.
Jetzt gerade trete ich kraftvoll in die Pedale meines Rads, fühle mich begrüßt vom kühlenden Wind und dem Duft frisch gemähten Grases.
Ich weite den Blick, federleicht fliegt er über bunte Wiesen und Felder
und mit ihm auch meine Gedanken.
Die Tiere am Wegesrand, Schafe, Kühe und Pferde, beobachten meine Fahrt, gleichmütig und still, als hätten wir alle Zeit der Welt. Sie werden auch morgen noch hier sein.
Einen kurzen Moment vergesse ich, wo ich eben noch war und was mich schon bald empfängt.
Ruhe durchströmt mich.
Auf dem Weg zwischen S-Bahn und Zuhause
wartet
das alltägliche
Glück.
Hilke Frerking
Landungsbrücken
Die Sandsteinskulptur am Giebel des Deutschen Wetterdienstes an der alten Hafenkrone, wie ich sie nenne, ist den meisten Besucher*innen wahrscheinlich gar nicht bekannt, weil man dafür ein Teleobjektiv benötigt. Mir gefällt sie aber mit dem schönen Frauenantlitz, dem Hamburger Wappen und den flankierenden Figuren, zumal auch noch ein typisches Merkmal einer hamburgischen Bauepoche zu erkennen ist, die Backsteinarchitektur.
Sven Meyer
HafenCity
Mein Lieblingsort ist der Magdeburger Hafen mit den Elbarkaden, dem Störtebeker Ufer, der Busanbrücke und dem Maritimen Museum. Die Backstein-Fassade ist typisch für Hamburg und immer wieder toll anzuschauen.
Carmen Ripper
Kampnagel
Das Foto ist im Garten des Kampnagel-Geländes während des Sommerfestivals im August 2022 entstanden. Der Garten ist ein toller Platz zum Schlendern, Schauen, Spielen und Staunen. Er wird jedes Jahr mit viel Charme und schönen Ideen neu gestaltet. So bunt wie der Regenbogen sind auch die Gäste des Festivals, darum ist Kampnagel einer meiner Lieblingsorte in Hamburg.
Jede*r darf einfach sein.
Gudrun Niessen
Elbe in Hamburg, Rhein bei Bonn
“ Ach so, der Rhein in Hamburg heißt Elbe!“
Eva, 6 Jahre, ist stolz auf ihre Erkenntnis und nickt bekräftigend.
Sie steht mit uns, ihren Eltern, an den Landungsbrücken mit Blick auf das Wasser. Der Wind streicht ihr durch die blonden Haare und sie schaut dem großen Containerschiff nach, das auf der Elbe vorbeizieht.
Wir sind auf einer der Wochenend-Touren von Bonn nach Hamburg auf Wohnungssuche.
Eva scheint mit dem Gedanken nun versöhnt zu sein, dass sie bald von Bonn, ihrer Geburtsstadt, nach Hamburg ziehen wird, solange es auch da einen Fluss gibt, egal wie er nun heißt.
Mir geht es ähnlich, auch ich möchte nur in einer Stadt leben, die an einem Fluss liegt. In einer Stadt, die in Bewegung ist, wo das fließende Wasser mich in meinen Träumen mit in die Ferne nimmt, und wo die Menschen einen weiten Horizont haben und keine Betonköpfe sind.
Inzwischen sind 25 Jahre vergangen. Eva hat einen neuen Rhein gefunden; sie wohnt mit ihrem Mann in Berlin, direkt an der Spree – und ich stehe an der Elbe, im Hafen und mir ist schon lange klar: „Nein, die Elbe ist nicht der Rhein!“
Hier im Hafen am Elbufer ist nichts Lieblich oder Romantisch, hier gibt es kein schönes Panorama. Mein Blick fällt nur auf die unzähligen Container, auf die Hafenindustrie mit ihren Kränen, die auch noch in den meistens bewölkten Himmel ragen.
Hier hebt sich nicht das satte Grün des dichtbelaubten Siebengebirges vor einem blauen Himmel ab. Von Bonn aus kann man auf der gegenüberliegenden Rheinseite, „der schäl Sick“ seine mehr als 50 Anhöhen und Berge mit der sagenumworbenen Burgruine Drachenfels erblicken. Im 12. Jahrhundert wurde die Burg errichtet und im Dreißjährigen Krieg zerstört. Übrig geblieben ist die Ruine, die wie ein hohler Zahn auf dem Gipfel des 320 Meter hohen Berges thront.
Unter den 500.000 Besuchern, die jedes Jahr den Berg erklimmen, sei es zu Fuß, auf einem Esel oder mit der ältesten in Betreib befindlichen Zahnrad-Bergbahn Deutschlands, befinden sich mehrheitlich unsere Nachbarn aus den Niederlanden. Da zählt ein Berg von 320 Metern doch richtig etwas!
Übrigens, wer des rheinischen Idioms nicht mächtig ist, mit „der schäl Sick“ bezeichnet man abfällig die rechte Seite des Rheins als: die scheele, die falsche Seite. Bonn meine Heimatstadt, liegt natürlich auf der richtigen!
Seit meiner Pensionierung fragen die Freund*innen aus der alten Heimat: „Willst du nicht zurückkommen?“ Ja, es ist schön am Rhein, aber Nein, ich weiß auch sofort, was ich vermissen würde:
Da ist z.B. die Hafen City mit ihrer modernen Architektur und der Elbphilharmonie, liebevoll Elphi genannt, die mir so viele Fotomotive bietet. Oder das Großstädtische mit seinem kulturellen Angebot, für das die Bonner*innen so gerne in den Norden kommen. Ja, und dann sind hier natürlich die Freundschaften, die in den 25 Jahren gewachsen sind.
Nein, umziehen nach Bonn werde ich nicht mehr, aber ich werde mich weiterhin darüber freuen, dort bei lieben Menschen willkommen zu sein. Ich werde das Provinzielle genießen und dann, nach einigen Tagen, wieder zum Tor der Welt aufbrechen.
Allerdings wissend, dass Hamburg nur das Tor ist, die Welt dahinter ist um so vieles größer, schöner und aufregender!
Ich sollte mal wieder eine Fernreise machen!
Ingeborg Zöllick
Hamburger Stadtpark
Na, hast du erkannt, welch prächtiger Baum hier zu sehen ist? Richtig – es ist ein Ginkgo!
Dieses Exemplar steht im Stadtpark unweit des Rosengartens und ist einer meiner Lieblingsorte in Hamburg. Wann immer ich mich kraftlos fühle, suche ich meinen Freund auf und berühre seinen runzeligen Stamm, der sich im Sommer wie im Winter warm anfühlt. Ich spüre das Leben in ihm und es überträgt sich auf mich und gibt mir Kraft. Seine fächerförmigen Blätter sind wunderschön anzusehen.
Einer seiner Artgenossen soll sogar die Atombombe, die 1945 auf Hiroshima niederging, überlebt haben.
Seine Widerstandskraft ist beeindruckend und macht ihn zu einem ganz besonderen Geschöpf der Natur.
Wie schön, dass auch in meiner Umgebung so ein besonderer Baum eine Heimat gefunden hat.
Hans-Dieter Braatz
Speicherstadt
Die Nachtfotografie ist eine Leidenschaft von mir. Durch die exponierte Lage mit den unterschiedlichen Lichtverhältnissen ist das Wasserschloss in der Speicherstadt mein Lieblingsort geworden.
Ivana Henert
Rahlstedt
Die Alt-Rahlstedter Kirche ist mein Lieblingsort in Hamburg. Diese gotische Architektur hat etwas Magisches, besonders im Herbst und im Winter. Sie ist eines der ältesten Kirchengebäude im Norddeutschen Raum.