von Manfred Hüllen | 1938 wurde mein Vater als Soldat von Köln nach Niederschlesien, nach Breslau, versetzt.
Da seine Wehrmachtseinheit in Düsseldorf noch Kanonen und gepanzerte Fahrzeuge aufladen musste, konnte er sich mit meiner Mutter am Verlade-Bahnhof treffen. Hierbei hat er ihr dann mitgeteilt, wohin die „Reise“ gehen sollte.
Da sie mit mir zu diesem Zeitpunkt schwanger war, drehte sich das Gespräch um die Zukunft Deutschlands und die Zukunft seiner/ihrer Familie. Meine Schwester war gerade zwei Jahre alt, und meine Geburt sollte voraussichtlich im April oder Mai 1939 sein. Die Sorge meines Vaters war deshalb groß: „Was wird wohl aus uns werden?“
Er war ja auch Mitglied der SPD. Aus Sorge um unser zukünftiges Wohl teilte er der Partei mit, dass er „aus Überzeugung kein SPD-Mitglied mehr sein könne und in Zukunft seine Kraft dem Nationalsozialismus widmen wolle.“ Dies machte er dann auch so.
Meine Mutter ermahnte er noch, alles, was auf die SPD hinweisen könne, unbedingt zu vernichten.
Dann sagte er: „Wir werden nach Breslau fahren. Ich werde dir so oft es geht schreiben.“
Mitte April 1939 wurde von seiner Kompanie ein Urlaubsgesuch komplett abgelehnt. Er wollte bei meiner Geburt in Düsseldorf dabei sein. Die Begründung war: „Jetzt haben wir Urlaubsstop, denn es kann jederzeit zu Kampfhandlungen mit Polen kommen.“
Er wurde schließlich zur Deutschen Reichsbahn abkommandiert und dort in einem Kurzlehrgang zum Eisenbahner ausgebildet. Der Auslöser war sein Lehrberuf, Betriebsschlosser bei der Firma Rheinmetall-Düsseldorf.
In seinen Briefen hat er seiner Frau, meiner Mutter, mitgeteilt, dass jeden Tag Zug auf Zug mit Soldaten seinen Bahnhof passierten. In jedem Brief war seine Sorge, „hoffentlich gibt es keinen Krieg!“
Heute wissen wir, wie berechtigt diese Sorge war und leider in unserer Zeit heute immer noch ist.
Autor: Manfred Hüllen