von Richard Hensel | Bei unserer letzten Zusammenkunft las einer unserer Mitstreiter vor, mit welchen Problemen er bei seiner Konfirmation (ich glaube es war 1948) hier im westlichen Teil unseres Landes zu tun hatte.
Da kam mir schlagartig die Erinnerung an meine Konfirmation ein Jahr früher in der sowjetisch besetzten Zone. Wir, damit meine ich unsere Familie, hatten gute 12 Monate vorher in dem kleinen Dorf (Dranse, Kreis Ostprignitz) Zuflucht gefunden.
Als der genaue Tag der Konfirmation bekannt gegeben wurde, begann bei meiner Mutter das große Kopfzerbrechen. Was zieht der Junge bloß an? Ich erinnere mich noch, ich hatte nur eine lange Hose. Dieselbe hatte ich aber schon den ganzen Winter 1946/47 getragen und so sah sie auch aus. Außerdem war ich trotz der schlechten Ernährung ein Stück gewachsen, so dass die Hose kaum noch die Knöchel bedeckte. Dies nannte man eine „Hochwasser“-Hose.
Meiner Mutter ist es dann gelungen, mir eine Breecheshose zu beschaffen. Diese gehörte einem ehemaligen Offizier der Wehrmacht. Er konnte sie nicht mehr tragen, da er bei einer schweren Verwundung ein Bein verloren hatte.
Diese Hose wurde also auf meine Größe zurecht gekürzt und von irgendwoher wurden auch ein Paar Stiefel beschafft. Ich weiß noch, dass ich die Stiefel unmöglich fand. Sie gingen mir bis zu den Knien und waren vorne spitz. Von einem Onkel meiner Mutter bekam ich ein „lüsternes“ Jackett geliehen. Der Stoff bestand aus Kunstseide und hatte einen Glanz ins Silbergraue. So ausstaffiert wurde ich konfirmiert.
Ein Bild davon gibt es nicht.
Autor: Richard Hensel