von Claus Günther | Süüüdfrüchte, welch klangvolles Wort! Für mich waren das vor allem Bananen, die habe ich schon als Kleinkind gern gegessen, Anfang der 30er Jahre, frisch oder getrocknet. Auch leckere Ananas gab es dann und wann, ferner Feigen, Datteln, Apfelsinen, Mandarinen … Lauter exotische Köstlichkeiten, die wir Heranwachsenden später, während der Kriegsjahre, großenteils entbehren mussten. Immerhin: Es gab sie bereits, die Importe aus fernen Ländern.
Dass man heutzutage allerdings – um nur beim Obst zu bleiben – beim Discounter für ein paar Cents Kiwis aus Neuseeland bekommt oder im Winter Erdbeeren aus Israel, davon hätten wir zu jener Zeit nur träumen können.
Aber heutzutage kann man ja auch überall Urlaub machen, fast in der ganzen Welt! Manches, was man im Ausland genießt, kocht man hierzulande nach. Obendrein sind etliche Ausländer bei uns zu Inländern geworden, besonders in der Gastronomie.
Was hat sich diesbezüglich nicht alles verändert! Angefangen bei Imbiss-Ständen und Döner-Buden bis hin zum Pizza-Lieferservice hat der „schnelle“ oder anspruchslose Esser heute eine Vielzahl an Möglichkeiten, sich zumindest kostengünstig zu ernähren – wenn auch nicht immer gesund – ohne selbst kochen zu müssen. Und während sich meine Eltern einmal im Monat den Besuch in der Fischbratküche leisten konnten, ist das „Essen gehen“ heutzutage üblich geworden, und bei besonderen Anlässen ordert man den Partyservice oder lässt sich sogar in einem Spitzen-Restaurant verwöhnen. Das nennt man dann wohl Esskultur.
Wie und wann das angefangen hat? Bei mir zum Beispiel mit der böhmischen Küche während meiner Zeit in der KLV (Kinderlandverschickung während des Zweiten Weltkriegs): Viel Sauerkraut (allzu viel!), Knödel, Rohrnudeln, Dampfnudeln.
Nach dem Krieg, 1947 – ich weiß bis heute nicht, wieso – haben wir ein einziges Mal ein Care-Paket bekommen, obwohl wir weder Verwandte noch Bekannte in den USA hatten. Da habe ich zum ersten Mal amerikanisches Corned Beef gegessen.
Später wurde der sonntägliche Gang ins China-Restaurant üblich. Dann haben wir einen Griechen entdeckt, danach einen Italiener, schließlich einen Türken, bald darauf einen Inder, Vietnamesen, Syrer, Portugiesen, Japaner … Na, und für den kleinen Hunger zwischendurch ist ein Cheeseburger von McDonalds auch nicht zu verachten. Halt: Das deutsche Hähnchen sei nicht vergessen! Oder Vegetarisches, wenn nicht gar Veganisches…
Ja, wir sind zu „Global Eaters“ geworden. Und vieles kann man, wer will, zu Hause nachkochen – nicht zuletzt dank Tiefkühlkost.
Fazit: Nirgendwo klappt die Völkerverständigung besser als im kulinarischen Bereich!
Nur eines stimmt bedenklich: Wenn die Entwicklung so weiter geht, werden wir uns einen Besuch in einer Fischbratküche – so lange noch welche existieren! – in absehbarer Zeit kaum noch leisten können.
Autor: Claus Günther