von Peter Bigos | Februar 1945, Berlin.
Wir erreichten im eiskalten Winter 1945 mit einem Flüchtlingszug unbeschadet unsere Heimatstadt Berlin. Es war offenbar nur ein kurzer Halt vorgesehen, denn die Endstation war Dresden.
Unser Ziel war Berlin, also stiegen wir aus dem Zug aus und wollten verständlicherweise unser Gepäck in Empfang nehmen. Ein Bahnpolizist herrschte uns an: „Sofort wieder einsteigen, der Zug fährt gleich weiter nach Dresden!“
Meine Mutter empörte sich gegen diese strikte Anweisung: „Meine Eltern, meine Kinder und ich, wir sind hier in Berlin zu Hause und wir bleiben hier.“ „Na gut“, sagte der Bahnpolizist, „wenn Sie meiner Anweisung nicht folgen wollen, dann ist es Ihre eigene Verantwortung. Aber Ihr Gepäck müssen Sie dann später in Dresden abholen.“
Unsere ganze Habe waren wir los, aber unser Leben war zunächst mal gerettet.
Bombenentschärfung im Mai 1945
Kurz vor Kriegsende fiel auf unser Miethaus eine Luftmine mit Richtung Luftschutzkeller.
Zum Glück war es ein Blindgänger, der am Vordach abprallte und im Vorgarten liegen blieb. Der Druck war so stark, dass sich die Wände hin und her bewegten, aber die Mauern hielten dem gewaltigen Druck stand. Was nun? Wir glaubten ja, unser letztes Stündlein habe geschlagen.
Sofort waren mehrere „Grüne“ vor Ort. Sie riefen: „Sofort den Keller verlassen! Lebensgefahr! Rette sich wer kann!“ Über Trümmer verließen wir den schrecklichen Ort, und die Entschärfung der Bombe wurde sofort eingeleitet.
Fünfziger Jahre, Straßenbahn
In den fünfziger Jahren fuhr in West-Berlin noch die Straßenbahn mit dem offenen Perron.
Ich war zu meiner Arbeitsstelle als Verlagskaufmann-Lehrling mit der Straßenbahn-Linie 55 unterwegs, habe aber leider nicht auf das Stationsschild geachtet. Die Fahrt endete schon in Siemensstadt, und ich wollte weiter Richtung Stadt-Zentrum.
Also blieb mir nichts anderes übrig: Ich musste abspringen. Gesagt, getan. Schon hatte mich ein Schupo am Schlafittchen. „Das ist eine leichte strafbare Handlung, also sofort 5 Mark Strafe zahlen!“ Ich zahlte sofort, trotz meines so kargen Taschengeldes.
Verkehrspolizist in Ostberlin
Von Hamburg aus waren wir mit der Familie zu Besuch in Ostberlin. Vor einer Ampel in der Schönhauser Allee hatte ich Rot. Dann sprang die Ampel auf Gelb und ich fuhr an und wurde sofort von einem Verkehrs-Schupo auf sächsisch belehrt.
Ich war mir keiner Schuld bewusst, aber der Schupo fragte: „Warum in alles in der Welt fahren sie bei Gelb los? Sie müssen doch auf Grün warten!“
Ich meinte: „Bei uns im Westen ist das anders.“ Der Schupo: „Hier im demokratischen Sektor von Berlin müssen Sie unsere Regeln beachten! Heute will ich es bei einer Verwarnung belassen, das nächste Mal sind Sie dran, merken Sie sich das!“ Ich war heilfroh, so glimpflich davongekommen zu sein.
Ein Glas zu viel
Eine Geburtstagsfete mit befreundeten Ehepaaren, es wurde gescherzt, gelacht und Schorle, Sekt, Bier und Wein standen auf den Tischen. Früher oder später stellte sich die Frage: „Wer fährt?“
In meinem Auto fuhren wir, also zwei Ehepaare, hin, also war ich auch für die Rückfahrt zuständig. Auch im Auto waren wir noch sehr redselig. Einer Polizeistreife fielen wir wohl auf, als wir gerade in Niendorf den „Kollauer Berg“ erreicht hatten. Am Garstedter Weg hieß es dann rechts ran zur Polizeikontrolle. Ich musste ins Röhrchen blasen. Die Verfärbung war sehr auffällig.
„Sie müssen noch einmal blasen, offenbar haben Sie beim ersten Mal zu wenig geatmet“.
Gesagt, getan, er war jetzt einigermaßen zufrieden, auch wohl deshalb, weil er den bei der Polizei bekannten Polizeiprofessor, der mit uns im Wagen saß, erkannt hatte.
Linksabbiegen im Bezirksparlament
Als Abgeordneter der Bezirksversammlung bekam ich von meiner Fraktion den Auftrag, im Verkehrsausschuss die Einrichtung einer Sonderampel für Linksabbieger am Siemersplatz zu beantragen. Grund dafür waren die häufigen Verkehrsunfälle.
Die Polizei lehnte ab, mit dem Hinweis fehlender Sekunden. Ein Jahr später wurde der Antrag realisiert.
Autor: Peter Bigos