von Manfred Hüllen | 1946 ging mein Opa Anton von Düsseldorf-Bilk nach Elfgen, Nähe Grevenbroich, zu seiner Tochter Mechthild um zu hamstern. In Düsseldorf gab es so gut wie keine essbaren Dinge, welche jedoch auf dem Lande noch zu ergattern waren.
Tochter Mechthild hatte außer Rübenkraut, welches in der Runkelrübenfabrik-Elfgen hergestellt wurde, nichts für ihren Vater – aber es war ein ganzer Eimer voll leckerem Sirup (Rübenkraut).
Opa Anton machte sich auf den Heimweg, und da in Düsseldorf am Rhein alle Rheinbrücken gesprengt waren, musste er wie alle mit einem „Bööt´chen“(Schiff) über den Rhein zurück nach Düsseldorf-Bilk. Im Boot befanden sich jedoch auch englische Soldaten, welche jeden kontrollierten – auch Opas Eimer. Als sie sahen, dass er voll mit Rübenkraut war, wurde er beschlagnahmt – der Eimer!
Opa drehte komplett durch, entriss dem Soldaten den Eimer und stülpte ihm selbigen über den Kopf! Opa wurde in Handschellen gelegt und kam ins Gefängnis Düsseldorf am Kavallerieplatz. Meine Oma Sabine erfuhr von diesem Vorfall und ging zum Gefängnis. Sie hatte vorsorglich eine Bescheinigung von Ärzten dabei, welche meinem Opa, bedingt durch einen Unfall, eine Schädelverletzung bescheinigte und im Zustand der Erregung nicht Herr seiner Handlung zu sein. (Landläufig auch Idiotenschein genannt).
Die englische Polizei hatte ein Einsehen, und Opa durfte das Gefängnis verlassen – immerhin eine Woche bei Wasser und Brot!
Der betroffene, mit Rübenkraut übergossene Soldat war mit dem Schrecken davongekommen. Ob er wohl später noch Rübenkraut genossen hat?
Wir, die Familie, haben jedoch noch oft über diesen Vorgang gesprochen und immer herzhaft darüber gelacht.
Autor: Manfred Hüllen