von Frauke Petershagen | Es war Krieg und viele Sachen gab es nicht oder nur auf Lebensmittelkarten. Kohl und Steckrüben waren die Hauptnahrung. Nur schmeckte dieses Gemüse wie Knüppel auf den Kopf, denn es wurde meistens nur in Wasser ohne eine Fleisch- oder Speckgrundlage gekocht.
Beliebt waren bei uns Kindern die Kartoffelpuffer, auch Reibekuchen genannt. Kartoffeln gab es ausreichend, so dass man diese Mahlzeit öfter zubereiten konnte. Butter und Zucker wurden nur in geringen Mengen zugeteilt, oft gab es aber nicht genug davon und man ging leer aus.
Nahrungsmittel und viele andere Dinge für den Haushalt wurden beim Krämer oder auch Kolonialhändler gekauft. Gemüse erhielten wir direkt bei den Bauern, da wir auf dem Land wohnten. Für Fleisch und Backwaren gab es extra Geschäfte. Supermärkte und Discounter waren unbekannt, Lieferdienste gab es nicht.
Elektroherde gab es kaum, Gasherde schon mehr. Ein E-Herd war zu der Zeit nicht sehr nützlich, da der Strom stundenweise zugeteilt wurde. Es konnte passieren, dass das Essen erst halbgar war, wenn der Strom plötzlich ausfiel. In den meisten Haushalten wurde das Essen auf einem Herd zubereitet, der mit Holz, Brikett oder Kohle beheizt wurde. Knöpfe oder Tasten zum Ein- oder Ausschalten hatten sie nicht. Die Hitze wurde durch verschieden große Eisenringe reguliert. Die Hausfrauen mussten sehr geschickt sein und gut aufpassen, dass das Essen nicht anbrannte.
Direkt neben dem Feuer gab es ein Extrafach zum Kuchenbacken.
Ich brauchte als Kind keine Wäsche zu waschen, das machte meine Mutter. Waschmaschinen, so wie wir sie heute kennen, gab es damals noch nicht. Kochwäsche wurde eingeweicht und dann in einem großen Waschtopf auf dem Herd gekocht.
Auf einer Ruffel, das ist ein mit welligem Zinkblech beschlagenes Waschbrett, wurden die Flecken aus der Wäsche gerieben (geruffelt). Anschließend wurde sie mehrfach gespült. Das war eine sehr mühselige und zeitraubende Arbeit.
Wir Kinder mussten beim Abwasch helfen, denn Geschirrspülmaschinen gab es nicht.
Eine sehr ungeliebte Arbeit war bei uns Kindern, dabei zu helfen, das Gemüse zum Einmachen vorzubereiten. Wir mussten Erbsen palen und riesige Mengen Dicke Bohnen aus der Hülse schälen. Johannisbeeren wurden abgestrunkt und bei den Stachelbeeren die Stielchen entfernt. Das alles fanden wir Kinder furchtbar langweilig.
Meine Mutter verteilte dann das Gemüse oder Obst auf die einzelnen Einmachgläser und „weckte“ sie ein. Es gab eine Firma namens Weck, die diese Einmachgläser herstellte, daraus entstand das Verb einwecken. Zwischen Glas und Deckel wurde ein Gummiring gelegt, dann kamen die Gläser in den großen Topf, der auch für die Wäsche benutzt wurde, und mit etwas Wasser wurden sie erhitzt. Die heiße Luft entwich, und durch das entstehende Vakuum wurden Glas und Deckel fest zusammengepresst. Nach öfterem Gebrauch wurden die Gummiringe porös. Sie hielten nicht mehr dicht, und das Einmachgut wurde schlecht.
Mit den heutigen Schraubgläsern ist das Haltbarmachen viel einfacher, aber die gab es damals leider noch nicht.
Autorin: Frauke Petershagen