von Claus Günther | Direkt neben dem Hamburger Hauptbahnhof wurden 1950 die Bahnhofs-Lichtspiele („Bali“) mit 650 Sitzplätzen eröffnet. 1952 wurde das Haus umgebaut und in „Aki“ (Aktualitäten-Kino) umbenannt. Jetzt hatte es 500 Plätze und einen Mittelgang. Geöffnet von 9 bis 23 Uhr, sollte es Reisenden, die auf ihren Anschluss-Zug warteten, die Zeit vertreiben. Interessanter als im öden Wartesaal war das allemal!
Bis Ende der 1950er Jahre wurde dort im wöchentlichen Wechsel ein halbstündiger Zusammenschnitt aus vier Wochenschauen gezeigt: Nachrichten als eine Art „lebendige Illustrierte“, gefolgt von einem Kultur- und einem Trickfilm. Information und Unterhaltung – ein ideales Konzept, das in den entbehrungsreichen Nachkriegsjahren sein Publikum fand. Anfangs standen die Besucher sogar Schlange.
Das ganze Programm dauerte etwa 50 Minuten und wurde nonstop wiederholt. Geworben wurde dafür kaum, meist genügte eine Anzeige in der Tageszeitung. Ein gutes Geschäft also. Und man konnte so viel Zeit im Kino verbringen wie man wollte! Das weiß ich aus eigener Erfahrung.
Billig war es außerdem: 50 Pfennig auf allen Plätzen (Stand: 1953).
Obdachlose wärmten sich hier im Winter gern auf, aber auch Kinder, Jugendliche und Lehrlinge wie ich konnten sich diesen Kinobesuch leisten.
Mitte der 50er Jahre begann das Kinosterben, doch die Akis, die es auch in anderen Großstädten gab, konnten sich noch gut behaupten. Sie waren ein Kino für jedermann, ein Zufluchtsort, genau so öffentlich wie die Bahnhöfe.
In den 60er Jahren wurde das Fernsehen zunehmend zur Konkurrenz; es war einfach aktueller. Man nahm daher nach und nach mehr Kulturfilme und Kurzkrimis ins Programm.
Anfang 1964 musste das Hamburger Aki schließen: Das Gebäude wurde im Zuge einer Straßenerweiterung abgerissen. 1973 wurde gegenüber vom Hauptbahnhof das „Bali“ wieder eröffnet – mit Action- und Sex-Filmen.
(Die Fakten entstammen Beiträgen im Internet.)
Autor: Claus Günther