von Hansjörg Petershagen | Nicht lange nach dem Kriegsende begann ich Handball zu spielen. Fußball wäre mir lieber gewesen, aber die dazu nötigen Schuhe waren nicht zu haben.
Also schloss ich mich mehreren Klassenkameraden an, die sich beim HSV anmelden wollten. Wir wurden in die Geschäftsstelle am Rothenbaum eingeladen, wo wir offiziell als neue Mitglieder des Vereins begrüßt wurden.
Ein regelmäßiges Training gab es noch nicht. Die Jugendmannschaften wurden von Hartwig Henkel, für uns Jungen damals „Herr Henkel“, betreut. Er war kriegsbeschädigt, ging am Stock und hatte eine verkrüppelte Hand. Umso höher war sein Einsatz in der Jugendarbeit zu bewerten.
Zu den Spielen wurden wir schriftlich eingeladen. Heimspiele fanden auf dem Vereinsgelände in Ochsenzoll statt, Gastspiele teils in den umliegenden Dörfern wie Garstedt und Glashütte. Heute gehört dies alles zu Norderstedt. Für mich, wir wohnten in Othmarschen, bedeutete das immer einen recht langwierigen Anmarschweg.
Gespielt wurde damals auf Großfeld. Spielfeld und Tore hatten die im Fußball üblichen Abmessungen. Dazu gab es um das Tor herum einen Wurfkreis von zehn Metern.
Handball war damals ein reines Laufspiel. Zweikämpfe gab es kaum und auch so gut wie keine Verletzungen. Besonders für Jugendliche war dieser Sport sicherlich wesentlich gesünder als der heutige Hallenhandball.
Ich spielte noch in der untersten Altersstufe, den Knaben. Wir sollten gegen eine Mannschaft von Victoria Hamburg antreten. Es war ein sonniger Sonntagnachmittag. Ich verließ die Geburtstagsfeier eines Freundes vorzeitig und erreichte rechtzeitig vor dem Anpfiff den Sportplatz an der Martinistraße.
Das Spiel begann und wir lagen bald im Rückstand, als ich am Wurfkreis den Ball bekam. Bis dahin hatte ich mich nie getraut, auf das Tor zu werfen. Diesmal tat ich es, wohl ohne viel zu überlegen. Zu meiner Überraschung ging der Ball ins Tor, obwohl der Wurf nicht sonderlich platziert war. Vielleicht war der Torwart auch von der Sonne geblendet.
Einerlei, bei mir war offenbar ein Knoten geplatzt, und ich warf während des weiteren Spiels des Öfteren auf das Tor. Mein letzter Wurf fiel praktisch mit dem Schlusspfiff zusammen. Er ging in den oberen Torwinkel und war für den Torwart unhaltbar.
Das Spiel war zu Ende, wir hatten sechs zu fünf gewonnen und fünf unserer Tore gingen auf mein Konto.
Von da an hatte ich meine Hemmungen abgelegt, warf auf das Tor und erzielte den einen oder anderen Treffer. Ein richtiger Torjäger wurde ich jedoch nicht, und meinen Torrekord erreichte ich auch nicht ein zweites Mal.
Nach einigen Jahren verließ ich Hamburg für eine auswärtige Ausbildung und trat aus dem Verein aus.
Ein gewisses Gefühl der Zugehörigkeit ist jedoch bis heute geblieben nach dem Motto:
„Einmal HSV – immer HSV.“
Meine Kinder wissen das und lassen mich ihr „Bedauern“ wissen, wenn der „große schöne HSV“ mal wieder verloren hat.
Autor: Hansjörg Petershagen