von Richard Hensel | Die Euphorie aus dem Jahr 1990 ist leider verflogen. Wie haben wir uns damals gefreut. Und als es dann hieß, wer geht freiwillig für eine begrenzte Zeit in die neuen Bundesländer, war ich sofort dabei.
Wie es dort aussah, wusste ich. Durch die Besuche bei den Verwandten hatte ich einen guten Überblick. Mit unserer Hilfe sollte es ja nun alles besser werden. Auch die Bevölkerung machte mit.
Aber leider nahm diese Begeisterung mit den Jahren der Vereinigung bei einem Teil der ostdeutschen Landsleute stark ab. Im Kreis meiner dort lebenden Angehörigen ist es sehr ausgeprägt. Haben sie vor 1989 sehnsuchtsvoll ihre Blicke gen Westen gerichtet, so sprechen sie heute davon, dass es doch damals so schlecht nicht gewesen sei. Diese Einstellung hat inzwischen dazu geführt, dass wir seit über einem Jahr nicht mehr zum Besuch dorthin gefahren sind.
So entsteht eine Entfremdung, von der ich nicht geglaubt habe, dass so etwas eintreten könnte. Dieses gilt jedoch nicht generell. Es gibt auch die andere Seite. Aber leider, so habe ich feststellen müssen, ist das die Minderheit.
Fazit ist für mich, obwohl ich heute dort überall hinfahren kann, sind mir die Menschen fremder geworden.
Autor: Richard Hensel