von Ingeborg Schreib-Wywiorski | Wir lernen schon früh, mit der Zeit zu leben. Das Jahr wird in Zeitabstände eingeteilt, der Tag, jede Stunde, jede Minute. Wir wissen wie lange jeder Zeitabschnitt dauert. Mathematisch, auf dem Papier. Aber was wir mühsam erlernen müssen, und oft auch schmerzhaft, ist, unsere gefühlte Lebenszeit mit ihren Höhen und Tiefen kennen- und akzeptieren zu lernen.
So fand ich mich mit 33 Jahren und nach einem Jahr eines Lebens voller Glück, wie ich es mir immer gewünscht hatte, mit zerschmettertem Gesicht auf einem Operationstisch in Ludwigsburg wieder, nicht ahnend, dass mein Mann und meine Freundin mich bereits auf der Autobahn allein zurückgelassen hatten.
Es folgten drei Jahre der Genesung, in der Obhut wechselnder Krankenhäuser, Jahre des Aufgehobenseins in wechselndem Klinikalltag, ausgeliefert der Fürsorge, den unterschiedlichen Egoismen und bis zur Tragikomik reichenden Vorschriften von Ärzten und Schwestern. Aber auch umhegt von Familie und Freunden. Drei heilsame, wichtige Jahre, in denen ich das Weiterleben lernte.
Im Wissen um den wirklichen Wert der Zeit.
Autorin: Ingeborg Schreib-Wywiorski